Bei zwei Führungen im Rahmen des Tags der offenen Tür der Nahwärme Freyung konnten der Betriebsführer Baptist Resch, Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich und Klimaschutzmanager Ludwig König Einblicke in die bewährte Technik gewähren. „Wir versorgen inzwischen rund 110 Immobilien im Stadtgebiet. Das Hackgut kommt nur aus der Region. Das ist ökonomisch sinnvoll und ökologisch ein Gewinn“, zeigte sich Heinrich überzeugt.
Seit Beginn der Planungen der Nahwärme war Baptist Resch mit seiner „Wir Wärmen KG“ beteiligt und zeichnet seit der Fertigstellung des Heizwerks mit seiner Firma verantwortlich für den Betrieb, die Beschaffung des Brennstoffs und alle im Zusammenhang mit dem Betrieb anfallenden Wartungsarbeiten. Resch verwies darauf, dass das Freyunger Nahwärmeheizwerk jährlich rund 25.000 m³ Hackgut verbrenne. Dieses komme von den Bayerischen Staatsforsten, der Kreuzberger Waldgemeinde, der Stadt Freyung, die ihr Straßenbegleitgrün und Hackgut aus Durchforstungsmaßnahmen anliefere, sowie von einigen wenigen kleineren Lieferanten. „Die Transportwege sind extrem kurz. Wir haben noch kein Kilogramm Hackgut aus größerer Entfernung verfeuert“, erläuterte Baptist Resch. Für den Notfall, dass ein Hackgutkessel vorübergehend gewartet oder repariert werden müsse, gebe es in der Freyunger Nahwärme einen 3,5 MW Spitzenlastkessel, der mit Heizöl befeuert wird. Dieser müsse an extrem kalten Tagen für wenige Stunden ebenfalls zuheizen.
Heizwerk – Erweiterung in Vorbereitung
Da es nach wie vor eine große Nachfrage nach Anschlüssen ans bestehende Netz gibt, bereitet die Stadt Freyung Service GmbH als Eigentümerin von Heizwerk und Netz aktuell eine Erweiterung des Heizwerkes vor. Da die Materialpreise in den letzten Jahren erheblich angestiegen sind, wird noch geprüft, welche Art von Hackgutkessel für den Freyunger Anwendungsfall am besten geeignet ist. „Klar ist: Wir brauchen eine weitere Wärmeerzeugungsquelle, um das bestehende Netz weiter ausbauen und zusätzliche Häuser heizen zu können“, so Klimaschutzmanager Ludwig König, der den Tag der offenen Tür organisiert hatte. Auch im laufenden Jahr 2023 seien wieder sieben Gebäude zusätzlich an das bestehende Netz angeschlossen worden. Neuanschlüsse ohne die Notwendigkeit, neue Leitungen zu verlegen, seien grundsätzlich deutlich leichter umzusetzen als eine Erweiterung des Rohrleitungsnetzes, erläuterte König.
Haushaltssperre stoppt Planungen
Bereits vor Monaten hat sich die Freyunger Stadtverwaltung intensiv damit befasst, weitere Nahwärmenetze im Stadtgebiet zu prüfen und vorzubereiten. Dabei stehen die Altgemeinde Kreuzberg und der Bereich Ahornöd/Steinberg/Goldener Steig im Fokus. „Alle Förderanträge sind gestellt, damit wir die Voruntersuchungen vorantreiben können. Erst wenn diese vorliegen, kann präziser gesagt werden, wieviel ein Hausanschluss an ein neues Nahwärmenetz kosten wird“, erläuterte Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich. Durch die Haushaltssperre auf Bundesebene sei der Versand von Förderbescheiden jedoch gestoppt. Die Stadtverwaltung warte daher darauf, dass die Bundesregierung wieder handlungsfähig werde und die Förderung für Machbarkeitsstudien und für die kommunale Wärmeplanung wieder zugesagt werden könne. Durch die nun schon eingetretene Verzögerung sei der Plan, im Januar konkrete Zahlen vorliegen zu haben, leider nicht mehr zu halten, führte König aus. Er bat die vielen Interessenten in den beiden primär untersuchten Bereichen der Stadt um Geduld und sagte zu, schnellstmöglich Daten zu liefern, sobald diese verfügbar seien.
Regionale Wirtschaftskreisläufe stärken
Während des Rundgangs verwies der Freyunger Bürgermeister, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadt Freyung Service GmbH ist, darauf, dass die Stadt Freyung bereits vor zehn Jahren immer wieder darauf hingewiesen habe, dass durch regionales Hackgut die Wirtschaft gestärkt, die Waldbauern unterstützt und regionale Wirtschaftskreisläufe geschlossen werden könnten. „Es stimmte damals, und es gilt bis heute: jeden Kubikmeter Gas, jeden Liter Heizöl, den wir ersetzen und durch regionalen Brennstoff austauschen, verhindern den Abfluss von Geld nach Saudi-Arabien, Russland oder heute in die USA, woher das meiste Fracking-Gas kommt. Daher ist es ökologisch sinnvoll, auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen. Es ist aber auch ökonomisch absolut richtig. Wir können so die Region wirtschaftlich stabilisieren und Menschen zusätzliche Arbeit vor Ort verschaffen“, so Heinrich laut einer Pressemitteilung der Stadt.
Nach informativen Rundgängen durch das Heizhaus, bei denen man die beiden großen Hackgutkessel, die ausgefeilten Filteranlagen für die Reduzierung von Feststoffen aus dem Rauchgas und auch den Spitzenlastkessel besichtigen konnte, bedankten sich die interessierten Besucher für den Blick hinter die Kulissen.