Europahaus Freyung mit Galerie im ehemaligen Ortingerhaus

Ausstellungen von Kunst - Kultur - Geschichte

Das ehemalige Ortinger-Haus (heute der vordere Teil des „Europahauses) wurde im Jahr 2014 unter Denkmalschutz gestellt. Neben baulichen Alleinstellungsmerkmalen (z.B. der historische Dachstuhl des Gebäudes) wurden in der Begründung für die

Denkmaleigenschaft auch die verkehrsstrategische und städtebaulich herausragende Funktion des Ortinger-Hauses gewürdigt. In der Begründung des „Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege“ heißt es hierzu: „Das sog. Ortinger-Haus liegt an der Einmündung der ehemaligen Ausfallstraße nach Waldkirchen in die südliche Verkehrsverbindung zur Straße von Passau nach Böhmen. Diese wichtige, seit dem Mittelalter stark frequentierte Handelsroute konnte über den sog. Kranzlweg erreicht werden (…). An zentraler Stelle innerhalb der Ansiedlung gelegen, die sich entlang der Verkehrswege bildete, kommt dem ehemaligen Gasthaus eine besondere städtebauliche Bedeutung zu.“

Das ehemalige Ortinger-Haus wurde in der heutigen Erscheinungsform etwa zwischen 1800 und 1820 errichtet. Die hier vermuteten Vorgängeranwesen dürften hingegen wesentlich älter sein. Die Hausgeschichte des heutigen Anwesens ist seit 1792 lückenlos dokumentiert. Über die Jahrhunderte hinweg wurden in dem Haus zwei Gewerbe betrieben, nämlich eine Seifensiederei und ein Wirtshaus. Die Familie Ortinger, die dem Haus schließlich den Namen gab, erwarb das Anwesen im Jahr 1893. Sie betrieben hier eine Gastwirtschaft. Im Jahr 1954 wurde dann ein Kino angegliedert. Die Gastwirtschaft bestand bis 2009. Schon 2007 hatte die Stadt Freyung das Anwesen gekauft.

Nach Abbruch des Kinotraktes und eines baufälligen Nachbaranwesens entstand nach einer umfassenden Renovierung 2017 des Europahaus.

 

Galerie im Europahaus

Regelmäßige Ausstellungen von Kunst und Kultur. Zahlreiche Künstler der Region Bayerwald-Böhmen stellen Ihre Exponate zur Schau.

Freuen Sie sich auf tiefgründige Gemälde oder kunterbunte Skulpturen. Verschieden Texturen und Farbkombinationen zeihen die Besucher in Ihren Bann.

 

Nähere Infos zur Galerie

 

Bedeutung der Terrakotta-Skulptur vor dem Europahaus

Dargestelltes Objekt

Die von der Freyunger Künstlerin Gabi Hanner gestaltete Terracotta-Figur stellt die Verkörperung des keltischen Gottes „Moccus“ dar, der auf einem Eber reitet. Der Name des Gottes dürfte auf das irische Wort „mucc“ zurückgehen, das „Schwein“ bedeutet. „Moccus“ fungierte in der keltischen Mythologie vor allem als Schutzgott der Jäger und des Waldes. Der Eber steht für Stärke und Mut. Häufig wird die keltische Gottheit „Moccus“ auch in Verbindung gebracht mit dem römischen Gott Merkur, des Schutzgottes der Hirten, der Kaufleute, der Reisenden, aber auch der Diebe.

Bezug des Kunstwerkes zum Standort

Die Figur „Moccus, auf einem Eber reitend“ steht in mehrfachem Bezug zu dem Standort, an dem die Skulptur platziert ist. Zum einen fanden in der „Froschau“, in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Ortinger-Hauses (heute Europahaus), in früheren Zeiten die Freyunger Schweinemärkte statt. Im Volksmund nannte man diese Märkte „Saumärkte in der Froschau“. Daraus ergibt sich der Bezug zum Eber. Sieht man in „Moccus“ zudem eine Verkörperung des römischen Gottes „Merkur“, so lässt sich auch der Zusammenhang mit dem Bereich „Handel“ herstellen, der an dieser Stelle praktiziert wurde. Dieser Handel bezieht sich nicht nur auf die „Saumärkte“, sondern auch auf den Salzhandel und den Handel mit anderen Waren. In der Froschau vereinigten sich über Jahrhunderte hinweg an dieser Stelle zwei Handelswege, die ihrerseits den Zugang eröffneten zu den zwei Zweigen des Goldenen Steiges, die lange Zeit durch Freyung verliefen.

Zum anderen soll die keltische Gottheit auch auf die Siedlungsgeschichte des Ortes verweisen. In unmittelbarer Nähe zum Standort der Skulptur wurden in den letzten Jahren an drei Stellen vorgeschichtliche Artefakte gefunden. Es handelte sich dabei um Scherben aus Graphitton, die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege der Latenézeit (ca. 350 v.Chr.) zugeordnet wurden. Zusätzlich wiesen Knochenreste auf Siedlungstätigkeit in der Keltenzeit hin. Damit schließt sich der Bogen zu der keltischen Gottheit „Moccus“.

Die Künstlerin

Gabi Hanner Geboren 1950 in München; 1971-1974 Studium der Pädagogik mit Schwerpunkt Kunst an der Universität Regensburg; 1974-1991 freiberufliche Lehrtätigkeit. Wohnhaft in Freyung, drei Kinder; Atelier ebenfalls in Freyung; seit 1991 freischaffende Künstlerin als Bildhauerin, Malerin und Grafikern; verschiedene Tätigkeiten als Dozentin; seit 1981 zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland; überregionale Würdigung in zahlreichen Medien. 2011 Auszeichnung mit dem Kulturpreis des Kulturkreises Freyung-Grafenau.