Hans Watzlik

Hans Watzlik, geboren am 16. Dezember 1879 in Unterhaid (Böhmerwald), war ein bayerisch-böhmischer Schriftsteller.

Als Sohn eines Postmeisters verbrachte er seine Kindheit in den Dienstorten seines Vaters im Böhmerwald. Danach besuchte er die so genannte Mittelschule in Budweis (Lateinschule) sowie zwei Klassen einer Lehrerbildungsanstalt. Nach zwei weiteren Studienjahren in Prag beendete er seine berufliche Ausbildung mit der Matura. Im Jahr 1899 wurde er Lehrer in Andreasberg im Böhmerwald, er unterrichtete dort bis 1905, dann kurz in Kalsching. Hier heiratete er Lina Pascher. Von 1906 bis 1924 war er als Fachlehrer in Neuern tätig.

Als Schriftsteller debütierte Watzlik im Jahr 1913 mit seiner Erzählsammlung „Der Ring des Ossers“. In den acht Erzählungen setzte er sich mit der Vergangenheit des Böhmerwaldes auseinander. Schnell hatte Watzlik als Schriftsteller Erfolg. Schließlich gab er seinen Lehrerberuf auf und arbeitete als freier Schriftsteller in Neuern.

Watzliks bevorzugte literarische Sujets waren sein Heimatland Böhmen und der Böhmerwald. Letzteren thematisierte er in allen Facetten, von der Landschaft über die Bewohner bis hin zur Geschichte, zu Sagen und Mythen. Mit einer bilderreichen, kraftvollen, bisweilen urwüchsigen Sprache setzte er dem Böhmerwald ein bemerkenswertes literarisches Denkmal.

Hans Watzlik war als Schriftsteller außerordentlich produktiv. Er verfasste 393 erzählende Werke, 285 Sagen und Kunstmärchen sowie 445 Gedichte. Mit seinen Werken pries er seine Heimat, den Böhmerwald, und traf damit den Nerv vieler Menschen, vor allem der Sudetendeutschen. Sie sahen in Watzlik eine verehrungswürdige literarische Größe, mit der man sich identifizieren konnte. Für sie stellte Watzlik ein Sprachrohr der sudetendeutschen Interessen und von deren Identität dar.

Watzliks literarisches Wirken und vor allem seine Ansichten hinsichtlich Politik und Gesellschaft erwiesen sich letztlich als sehr ambivalent. Seine Art der Heimatdichtung wurde von dem aufkommenden Nationalsozialismus bald vereinnahmt und instrumentalisiert. Watzlik stellte sich dem nicht entgegen, im Gegenteil. Immer stärker machte er sich selbst nationalsozialistisches Gedankengut zu eigen und propagierte dieses in seinen Werken und diversen Aufsätzen. So publizierte er wiederholt in dem nationalsozialistischen Kampfblatt „Völkischer Beobachter“, die Verehrung einer Führerpersönlichkeit fand sich in seinen Werken ebenso wie völkische, antisemitische und rassistische Elemente. Seit 1938 war Watzlik dann auch Mitglied in der NSDAP. Durch die relativ hohen Auflagenzahlen seiner Bücher und durch seine von den Nationalsozialisten wohlwollend geförderten Vortrags- und Lesereisen sicherte sich Watzlik in der NS-Zeit ein sehr gutes Auskommen. Eindeutig kategorisieren lässt sich Watzliks Werk trotz der häufig zu beobachtenden Nähe zum nationalsozialistischen Gedankengut jedoch nicht. In manchen Texten setzte sich Watzlik nämlich auch für Aussöhnung und Toleranz ein. Zu nennen ist hier beispielsweise der Roman „Der Pfarrer von Dornloh“ (1930).

Ähnlich zwiespältig wie Watzliks Werk an sich entwickelte sich auch die Rezeption von Watzliks Schaffen. Zum einen wurde er von den Nationalsozialisten hoch gelobt, hofiert und mit Preisen bedacht, zum anderen zeichnete man ihn aber auch von tschechischer Seite mit dem Tschechoslowakischen Staatspreis für deutsche Literatur aus (v.a. für den Roman „Der Pfarrer von Dornloh“).

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wendete sich für den bis dahin vom Erfolg verwöhnten Hans Watzlik das Blatt: Wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus wurde Watzlik im Zuge der Entnazifizierungsverfahren angeklagt. Während seines Prozesses 1946 in Klattau versuchte er sich als Opfer der Nationalsozialisten darzustellen und seine Verstrickung in das NS-System zu relativieren. Dies gelang ihm nur bedingt. Die tschechische Justiz verurteilte Watzlik wegen seiner Propaganda für die Nationalsozialisten zu 14 Monaten schwerem Kerker. Dieses Urteil darf als milde gewertet werden, da für derartige Delikte eigentlich eine Mindeststrafe von 5 Jahren vorgesehen war.

Nach den 14 Monaten Haft wurde Hans Watzlik Ende August 1946 aus der Tschechoslowakei ausgewiesen. Eine neue Heimat fand er auf Gut Tremmelhausen bei Regensburg. Dort waren ihm nur noch zwei Lebensjahre vergönnt. Hans Watzlik verstarb am 24. November 1948 in Tremmelhausen. In einem Ehrengrab der Stadt Regensburg wurde Watzlik auf dem Oberen Katholischen Friedhof in Regensburg bestattet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg benannte man, v.a. in den 1960er Jahren, in mehreren bayerischen Städten Straßen, Plätze oder Einrichtungen nach Hans Watzlik. In Freyung erfolgte die Straßenbenennung im Jahr 1960. Ein Grund für die „Renaissance“ des Schriftstellers Watzlik dürfte wohl gewesen sein, dass sich viele Flüchtlinge aus der ehemaligen Tschechoslowakei in Bayern niedergelassen hatten. So auch in Freyung. Dass Hans Watzlik die Erzählung „Die Reise nach Ringolay“ (= Ringelai) geschrieben hatte, war wohl nicht ursächlich für die Straßenbenennung in Freyung, obwohl sich der Ort Ringelai in unmittelbarer Nähe von Freyung befindet. In den Jahrzehnten, in denen die Straßenbenennungen erfolgten, hatte man vor allem das unbestreitbar beachtliche literarische Werk Hans Watzliks vor Augen. Dieses war insbesondere vielen Vertriebenen noch präsent, für sie bildeten Watzliks Texte eine Reminiszenz an ihre ehemalige Heimat. Die Verstrickung Watzliks in den Nationalsozialismus schien hingegen in Vergessenheit geraten zu sein. Erst in jüngster Zeit arbeitete man diesen Teil in der Biographie Watzliks und die nationalsozialistischen Aspekte in Watzliks schriftstellerischem Werk gründlich wissenschaftlich auf. Das führte dazu, dass die Benennung von Straßen und Plätzen nach Hans Watzlik zunehmend kritisch hinterfragt wurde.